In dem Bemühen, Gefühle vollständiger zu verstehen, fügt die Forschung allmählich ein kompliziertes Puzzle mit Teilstücken aus Geist, Gehirn und übrigem Körper zusammen. Zwar konnte man sich noch nicht zu einer präzisen Definition des Phänomens durchringen, jedoch sind die meisten Psychologen davon überzeugt, daß sowohl bewußte als auch unbewußte geistige Erfahrungen, vermischt mit einer Reihe von Körperreaktionen an der Erzeugung von Gefühlen mitwirken. Aus biologischer Sicht betrachtet stellen sich Emotionen tatsächlich wie eine Schnellfeuersequenz von Aktionen und Reaktionen dar, die sich überall in Gehirn und übrigem Körper ausbreitet. Dabei springen sie so wild umher, daß man unwillkürlich an eine Stahlkugel denkt, die durch Erhebungen, Tore und Tunnel einer Flippermaschine rast. Emotionen nehmen ihren Anfang im Hirnstamm, wo sich schon ein Gefühl entwickelt, noch bevor die leiseste Empfindung davon ins Bewußtsein eintritt. Dies erklärt vielleicht, warum Emotionen nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Aber innerhalb weniger Sekunden springen Impulse zur Großhirnrinde - dem Sitz des Gedächtnisses, der Bewußtheit und höherer Erkenntniszentren des Gehirns. Von diesem Punkt an werden Erzeugung und Deutung von Gefühlen komplizierter. Der Körper reagiert auf diese geistigen Abläufe genauso differenziert. Jedes Gefühl erzeugt ein charakteristisches Muster körperlicher Reaktionen, vom Herzklopfen als Zeichen des Entsetzens bis hin zur schwindelerregenden Euphorie bei Verliebtheit. In vielen Fällen entfachen Gefühle auch spezielle - wenn auch noch wenig geklärte - Reflexe wie Lachen, Weinen und Erröten. Diese Reaktionen stellen sich so regelmäßig ein, daß Forscher manchmal erkennen können, was Menschen fühlen, indem sie ganz einfach ihre Herzfrequenz und andere Werte lebenswichtiger Funktionen messen. Doch auch wenn Wissenschaftler inzwischen die körperlichen Kettenreaktionen aufgedeckt haben, die sich bei Gefühlsempfindungen einstellen, bleiben die körperlichen Komponenten der Gefühle oft untrennbar mit ihren psychologischen Komponenten verbunden - und hüten damit sorgfältig das Geheimnis um das grundlegende Wesen der Emotionen. (Quelle: Time Life, Faszination Menschlicher Körper: Das Gefühlsleben, S. 95) |